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  • Irren ist menschlich: Sicherheit

    Reihe von Robert Pleich / Frühling 2003

    Im beigefügten Bild geht es wieder einmal um die Fehlbarkeit des persönlichen Empfindens. Versuchen Sie die Anzahl der verschiedenen Farben im Bild zu zählen (Weiss dient nur als Hintergrund und zählt nicht). Viele Menschen werden hier 3 oder 4 zählen, aber er lassen Sie sich "nicht ein X für ein U vormachen"! Die dunkleren Varianten von rot bzw. grün sind Illusionen es gibt im Bild nur 2 Farben.

    Heute möchte ich auf einen grundlegenden Irrtum zu sprechen kommen, der viele Menschen betrifft und darunter besonders spirituell Interessierte.

    Jeder von uns hat schon die Erfahrung gemacht, dass er/sie eine falsche Überzeugung vertreten hat. Ob das nun etwas Einfaches (z.B. kein Bier mehr im Kühlschrank), oder etwas Komplexeres (z.B. ein Beruf kann auf die Dauer keinen Spass machen) ist - falsche Überzeugungen behindern unser Denken und Handeln. D.h. man wird erst gar nicht Nachsehen, ob doch noch Bier da ist, oder versuchen, einen Beruf zu finden, der auch Spass macht.

    Wie kann man diese Art von Blockierungen möglichst vermeiden und damit zu mehr Sicherheit gelangen? In früheren Artikeln dieser Rubrik finden Sie dazu unter anderem folgende Antworten: Oftmaliges, Persönlichkeit überprüfen, genaues Hinsehen/Fühlen/Hören, skeptisches Durchdenken und Vergleichen alternativer Lösungsmöglichkeiten. Aber auch mit diesem oft mühsamen Prozess erreicht man keine 100%ige Sicherheit.

    Ganz schlaue Leute verlassen sich da lieber auf die "reine" Wissenschaft, die ja schliesslich dafür berühmt ist, Irrtümer aufzudecken und durch Wahrheiten zu ersetzen. Oder? Aussagen wie: "Durch eindeutige wissenschaftliche Beweise wurde jetzt endlich X bewiesen!" werden heutzutage gerne geglaubt. Da ich selbst Wissenschaftler bin, kann ich Ihnen nun ein (offenes?) Geheimnis verraten: Wissenschaftliche Aussagen oder Theorien können gar keine 100%igen Beweise liefern! Sie können aber Falschaussagen und Irrtümer entlarven (falsifizieren).

    Dazu ein Beispiel: Es ist noch gar nicht so lange her, da war man sich in der Biologie sicher, dass alle Schwäne weiss sind. Trotzdem konnte die Beobachtung tausender Schwäne, die alle weiss sind, nicht beweisen, dass alle Schwäne weiss sind. Schon das Finden eines einzigen schwarzen Schwans machte den auf Beobachtung und Induktion beruhende Schluss ein für alle mal ungültig.

    In der praktizierten Wissenschaft ist es sogar so, dass man in einer Theorie die prinzipielle Möglichkeit einer Widerlegung geradezu vorsehen muss. D.h. falls es keine prinzipielle Möglichkeit der Widerlegung gibt, so ist die Theorie keine wissenschaftliche. Somit sind also alle versuche, eine beliebige Theorie gegen Kritik oder Überprüfung zu "immunisieren" sehr verdächtig und riechen nach Betrug.

    Auch dazu ein Beispiel: Behauptet jemand, er könne mittels seiner Gedankenkraft einen Gegenstand schweben lassen, so ist das eine zunächst akzeptable Aussage. Verlangen Sie allerdings nach einer Demonstration dieser aussergewöhnlichen Fähigkeit und werden mit "Zusatzhypothesen" abgespeist wie: Nur wenn alle Anwesenden daran glauben, kann es funktionieren, oder es muss sehr dunkel sein, oder der Vorführer heisst Copperfield - dann sind Zweifel angebracht. Nach dem Astrophysiker Carl Sagan muss man sogar um so mehr Belege für eine Behauptung finden, je ungewöhnlicher sie ist.

    Zusammenfassend kann man sagen: Wer glaubt, die (Natur-)Wissenschaft könne absolute, wohlige und dauernde Sicherheit garantieren, der irrt leider und sollte sich fragen, ob er nicht eher auf der Suche nach innerem Frieden, Lebenssinn, einer spirituellen Ausrichtung oder Religion ist...

    Bei Fragen, Anregungen oder Einwänden würde ich mich über ein Kommentar sehr freuen!

    von Robert Pleich

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